Siegfrieds Tod
Nibelungen & Deutschland Projekt (III-2)
Siegfrieds Tod
Nibelungen & Deutschland Projekt (III-2) von Alexeij Sagerer
27. Oktober 1993
Muffathalle München
Unmittelbares Theater als einmaliges Ereignis!
Die Situation: 7 Performance-Künstlerinnen in einer Allee aus 7 Videotürmen.
Auf den Monitoren 7 deutsche Städte von Ost nach West: Dresden, Berlin, München, Hamburg, Stuttgart, Frankfurt,
Düsseldorf. Das Publikum bewegt - auf einer Performance-Straße. Deutschland: wiedervereinigt. Die Nibelungen: bei Siegfrieds Tod.
tz vom 29.Oktober 1993
SIEBEN MAL SIEBEN. "Siegfrieds Tod" in der Muffathalle
Vom verkabelten Nibelung und seinen sieben Verführerinnen: In der Muffathalle machte Alexeij Sagerer ein Ende mit Siegfried.
"Siegfrieds Tod" heißt der neueste Teil seines Nibelungen & Deutschlandprojekts und es ist der bisher aufwendigste und grandioseste
Teil. (...) Jede Performerin hat das Thema in eigener Sprache verarbeitet, gespielt wird gleichzeitig. Meist spiegelt sich -
es spielen Frauen - Siegfrieds Tod in Brünhildes Reaktion. Erstarrung: Hanna Frenzel läßt sich in einer durchsichtigen Röhre
mit Salz verschütten; Nina Hoffmann bepinselt sich mit heißem Wachs, bügelt es dann platt - das großartigste Bild des Abends.
Dagegen das wilde, sich sinnlos drehende Aufbegehren: Jana Haimsohn hüpft und tänzelt atemberaubend wie ein Perpetuum mobile und
Sieglinde Kallnbach übergießt sich nackt mit Tierblut, schleudert Fleischstücke gegen ein Hakenkreuz. Dazu die wunderlich schönen
Flötenklänge von Natalia Pschenitschnikova, die sich mit den Videos deutscher Städte, mit den Schreien, Tönen, Gesängen und dem
Licht mischen zu einem totalen Theaterereignis. - Sagerer ist der letzte Dinosaurier des Münchner Theaterlebens, er hat immer
wieder etwas zu sagen und je größenwahnsinniger und phantastisch-ausufernder er losschlägt, umso schöner ist sein Theater: Eine
Sucht.
Reinhard J. Brembeck
proT auf Vimeo - über 55.000 Views - ZENSIERT !
Siegfrieds Tod
Theaterfilm - U-Matic-Mutter - Farbe/Ton - 00:56:05 Std. - Produktion proT - 1994
Theaterfilm -
Siegfrieds Tod - Nibelungen & Deutschland Projekt Horizontale III-2,
Aufführung 27. Oktober 1993, Muffathalle München.
Gedreht mit 2 Kameras im Publikum - geschnitten mit der Einspielung "Sieben Deutsche Städte" - digital bearbeitet - Titel.
Ein Film von Alexeij Sagerer.
Unmittelbares Theater als einmaliges Ereignis! Die Situation: 7 Performance-Künstlerinnen in einer Allee aus 7
Videotürmen. Auf den Monitoren 7 deutsche Städte von Ost nach West: Dresden, Berlin, München, Hamburg, Stuttgart, Frankfurt,
Düsseldorf. Das Publikum bewegt - auf einer Performance-Straße.
Performerinnen: Silvia Ziranek, London. Hanna Frenzel, Berlin. Siglinde Kallnbach, Kassel. Regina Frank, Berlin.
Jana Haimsohn, New York. Nina Hoffmann, Berlin. Natalia Pschenitschnikowa, Moskau.
HYBRID - THE INTERNATIONAL CROSS-ARTFORM, dec 1993 / mar 1994
proT. SIEGFRIEDS DEATH - Nibelung & Germany Project (III-2) Muffathalle Munich
(...) Particularly impressive were the final two contributions, accompanying Frankfurt and Dusseldorf: Nina Hofmann turned
herself into a living wax sculpture with the help of a cauldron of hot wax, a tarring brush and a hot iron, and Natalia
Pschenitchnikova from Moscow improvised with voice and flute in her Lung Music, reacting with immense subtlety and energy
not only to the other performers but also the towers of flickering video images. Shot in the seven cities at seven different
times of day, Sagerer/Siegfried is seen in this sequence of short films processing across reunified Germany from East to West
with a red cross on his back, foreshadowing both his own imminent death and Kriemhild's subsequent revenge. A brief clip from
Lang's Siegfried brought this full-blooded and compelling station of Sagerer's ongoing Nibelung and Germany Project to a fitting
conclusion.
Martin Brady
Performerinnen
Silvia Ziranek, London
Hanna Frenzel, Berlin
Siglinde Kallnbach, Kassel
Regina Frank, Berlin
Jana Haimsohn, New York
Nina Hoffmann, Berlin
Natalia Pschenitschnikowa, Moskau
APPLAUS, Dezember 93
SIEGFRIEDS TOD in der Muffathalle
Im Zeitalter der Reproduzierbarkeit von Kunst gibt es nur noch wenige wie Alexeij Sagerer, die unermüdlich gegen den
Strom des Zeitgeists schwimmen, indem sie an die Idee eines unmittelbaren, einmaligen Theaterereignisses glauben. Die
Szene gab ihm recht - an die 600 Anhänger strömten zur einzigen Aufführung der jüngsten Etappe des großangelegten
"Nibelungen & Deutschlandprojekts" in die Muffathalle. (...)
Sprache und Klang, Bewegung und Starre, Enthüllung und Verhüllung, radikales sich Verausgaben und extreme Reduktion sind
die Pole des Erfahrungsspielraums, den die Performerinnen durch ihre Simultanaktionen aufspannen. (...)
Silvia Stammen
Rauminstallation Alexeij Sagerer, Uli Borde.
Video "Sieben Deutsche Städte" ein Film von Alexeij Sagerer. Kamera: Thomas Tielsch. Schnitt: Christoph Wirsing und Alexeij Sagerer.
Planung & Realisation Maria Sánchez & Anna Maslowski mit Hans Clemen, Ulf Hahn, Christine Landinger & Cornelie Müller.
Idee & Leitung Alexeij Sagerer
Mit freundlicher Unterstützung von
Nikolaus Gerhart, Martin Brady, Zoro Babel, RÖRO Gerüstbau, Licht & Ton GmbH und mediarent Gürtler & Mack GmbH.
Eine proT-Produktion in Zusammenarbeit mit
Beck Forum, Siemens Kultur Programm und der Landeshauptstadt München.
SZ vom 29. Oktober 1993
MYTHISCHES HORRORMÄRCHEN. Alexeij Sagerers "Siegfrieds Tod" in der Muffathalle
(...) Deutschland - ein Horrormärchen, mythenschwer. Alexeij Sagerer, der Lichtspender, wirft Schlagschatten über die sieben
Thing-Plätze seines Theaterspiels, das auch Stadt, Land, Fluß heißen könnte. Sagerer, der Zauberer, zählt das Hexeneinmaleins,
rechnet 7 x 7. Nach den deutschen Flüssen sind die deutschen Städte dran, Dresden, Berlin, München, Hamburg, Stuttgart,
Frankfurt, Düsseldorf, übereinandergeschichtet in Bildern auf je 7 Monitoren, gestapelt zu sieben Videotürmen. Sieben Frauen
assoziieren simultan "Siegfrieds Tod" - in sieben Phasen von sieben Minuten. Der deutsche Held selbst tritt nicht in Erscheinung.
Sind es sieben Brünnhilden, die hier spielerisch, blutig, obszön die Quittung für Siegfrieds Betrug präsentieren? (...)
Ein Tag in Deutschland auf den Städtevideos spiegelt die Harmlosigkeit des Alltags. Die Mythen scheinen sicher begraben zu sein.
Sagerer hält seine Scheinwerfer drauf und spielt "follow the leader". Alexeij, wir folgen dir. Denn die Prozession durch das
"Nibelungen & Deutschlandprojekt" ist aufrüttelnde Expedition mit viel Kommunikation: Deutschland, im Herbst, 1993, kompakt.
Eva-Elisabeth Fischer
Das Projekt SIEGFRIEDS TOD
Das Projekt
SIEGFRIEDS TOD steht in einem inhaltlichen Bezug zum Nibelungenlied und dabei in der Situation von
Siegfrieds Tod. Ein weiterer Bezugspunkt für das Nibelungen & Deutschlandprojekt ist Wagners RING - in diesem speziellen
Fall die Oper Siegfried. Es steht außerdem in einem Bezug zu Deutschland nach der Wiedervereinigung und dem daraus sichtbar
gewordenen emotionalen Zustand, der nicht vom Zusammenbruch des real existierenden Sozialismus zu trennen ist. Wobei die
Veränderung der politischen Grenzen offensichtlich auch eine neue Bestimmung der ästhetischen Vorgehensweisen in Gang setzt.
"ô" FASHION, FETISH & FANTASIES, Nr. 21 Jan. 94
UNMITTELBARES THEATER: NIBELUNGENPERFORMANCE
(...) Vier der sieben Darbietungen waren besonders beeindruckend: So etwa das "Einspinnen" der gelernten
Haute-Couture-Schneiderin Regina Frank, die sich - ganz deutsche Innerlichkeit - in Gaze einnähte und sich
inmitten dieses Chiffonkokons in kaum faßbarer Langsamkeit mit einem Koffer von Ost nach West bewegte. Oder
die Wahlberlinerin Hanna Frenzel. Sie stand mit einer Gasmaske in einem überdimensionalen Reagenzglas und
ließ sich mit 200 Kilo Salz zuschütten: "Chronos" nennt sie diese Performance als lebende Sanduhr; bei
einer früheren Aufführung wäre sie fast erstickt.
Skurril agierte die Londonerin Silvia Ziranek. Inmitten eines grellbunten Spielzeugwunderlands rezitiert sie im
Sprechgesang aus Wagners Partituren. Dessen akustische Leitmotive macht sie visuell sichtbar: Ein blinkendes
Plastikschwert etwa steht für Siegfried, Kriemhilde zeigt sich als buntes Lametta. Ergriffenheit kommt keine auf;
der Mythos wird der Lächerlichkeit preisgegeben.
Das stärkste Bild aber bildete wohl die gebürtige Jugoslawin Nina Hoffmann. Mit einem Tapezierpinsel strich
sie sich heißes Wachs über Kopf und Körper, wieder und wieder bis sie unter der harten Masse zum nahezu
erstarrten Kunstobjekt geworden war. Dann - und dies im wahrsten Sinne des Wortes - bügelte sie alles wieder aus.
Der Anblick des heißen Eisens, das das Stearin auf ihrer Haut wieder zum schmelzen brachte, ließ den Atem
stocken. (...)
Angela Stascheit
Die Video- und Rauminstallation
Sieben Performerinnen treffen auf eine Video-Raum-Installation von Alexeij Sagerer und Uli Borde: in dem rechteckigen Raum der
Muffathalle (ca. 38 x 16m) werden durch 7 Video Türme à 7 Monitore 7 Orte definiert. Dadurch entsteht eine Art Installations- bzw.
Performance-Straße oder -Allee als Gesamtinstallation. Die 7 Monitore sind in allen VideoTürmen vertikal (turm-artig) angeordnet.
Die Türme als Gerüst reichen bis knapp unter die Decke (ca. 8m).
Das Publikum
In dem Raum zwischen den beiden Performance-Reihen bewegt sich das Publikum wie auf einer Straße oder wie in einer Fußgängerzone.
Die an einer Breitseite des Raumes sich befindende Bar ist während der Performance geöffnet. Der Raum ist nicht bestuhlt.
AZ vom 29.10.1993
TOD KNOCHEN AUFERSTEHUNG - Muffathalle: Alexeij Sagerers unmittelbares Theater mit "Siegfrieds Tod"
(...) Drei Frauen, jede für sich eindringlich, jede allein genug, liefern sich Erstarrungsprozessen aus.
Todessymbolik. Nina Hoffmann verwandelt sich in eine dräuende Wachsplastik, die zarte Hanna Frenzel versinkt
allmählich im Salz, beklemmende Angstreise bis ans Herz, Regina Frank näht sich in goldschimmerende Gaze
ein, eine sanft dahinsinkende Skulptur. (...)
Ingrid Seidenfaden
Die Videofilme
Auf allen 49 Monitoren der 7 VideoTürme sind nacheinander 7 Videos von 7 deutschen Städten zu sehen in folgender Reihenfolge:
Dresden, Berlin, München, Hamburg, Stuttgart, Frankfurt, Düsseldorf. Mit dem Ablauf dieser Videos ist gleichzeitig ein Ablauf
von ca. 7 x 7 Minuten vorgegeben. Zwischen den einzelnen Städtevideos ist Schwarzfilm. Die Länge des jeweiligen Schwarzfilms
variiert zwischen 17 und 25 Sekunden. Die 7 deutschen Städte wurden in der oben angegebenen Reihenfolge, d.h. von Ost nach West,
gefilmt. Die Städte wurden nach einem Städtequartett aus dem dritten Reich ausgewählt, als Deutschland in Gaue aufgeteilt war.
Für jede Stadt war eine andere Zeitspanne fürs Filmen vorgesehen (Dresden von 23.53 bis 3.38 Uhr - Berlin von 3.18 bis 7.03 Uhr -
München von 6.43 bis 10.28 Uhr - Hamburg von 10.08 bis 13.53 Uhr - Stuttgart von 13.33 bis 17.18 Uhr -
Frankfurt von 16.58 bis 20.43 Uhr - Düsseldorf von 20.23 bis 00.08Uhr), so daß die Gesamtheit der 7 Videos einen Tagesablauf
wiedergibt: Deutschland - ein Land, in dem die Sonne nicht untergeht!
MÜNCHNER MERKUR vom 29.10.1993
WITZ GEGEN GEWALT - Münchner Muffathalle: "Siegfrieds Tod"
(...) Mit der Sieben, der biblischen, der mystischen Zahl, hat Sagerer die Fünf (des klassischen Dramas)
abgelöst. Aber statt ins Märchen der sieben Zwerge entführte er uns in ein bös-schönes
Disney(Deutsch)land zwischen Dresden und Düsseldorf. Seine (Ost-West!) - "Straße" ist rechts und links
gesäumt von sieben Video-Türmen à sieben Monitoren und sieben Podesten. Darauf werben gleichzeitig
sieben Performerinnen um unseren Blick, unser Ohr. Während wir, umgeben von 49 Bildschirmen, immer (Sagerers
selbstgedrehte) vorbeiflimmernde Beton-Szenerien im Augenwinkel haben, holt Jana Haimson aus ihrem kleinen
stampfenden Körper, aus ihrem gelenkigen Stimmorgan Brünhildes Überlegenheitsbeweis. Gegenüber
richtet die nackte Siglinde Kallnbach für sich Kriemhildes Blutbad an. (...)
Malve Gradinger
Der Ablauf
Die einzelnen Orte in der Performance-Straße wurden den Performerinnen zugelost. Ebenso wurden die Städtevideos den
Performerinnen zugelost, woraus sich eine Art Dominanzverteilung ergibt:
Dresden - Silvia Ziranek, Berlin - Hanna Frenzel, München - Siglinde Kallnbach,
Hamburg - Regina Frank, Stuttgart - Jana Haimsohn, Frankfurt - Nina Hoffmann, Düsseldorf - Natalia Pschenitschnikowa
Alle 7 Performances beginnen gleichzeitig, werden aber durch den 7 x 7 minütigen Ablauf strukturiert. Die Einschnitte
zwischen den 7 Städtevideos (= Schwarzfilme) werden zusätzlich durch Änderung der Lichtqualität (blaues Licht im gesamten Raum)
hervorgehoben. Außerdem ist vorgesehen, daß der Ablauf der einzelnen Performances diese Einschnitte in irgend einer Form
berücksichtigt.
Die Schwarzfilm-Einschnitte dienen auch dazu, dem Publikum ein Weitergehen zu erleichtern.
SIEGFRIEDS TOD sind 7 unabhängige Performances, die nicht zuletzt durch die Zeitstruktur und die räumliche Anordnung das
Erlebnis einer Gesamtperformance möglich machen.
Die Situation der Performerinnen
Wie sich die Perfomerin mit dem Projekt SIEGFRIEDS TOD auseinandersetzt, ist für uns offen. Es kann ausgehen von der formalen
Situation (7 x 7 Minuten), von der Rauminstallation und ihrer medialen Bestimmung, vom Nibelungenlied, von Richard Wagners Oper
Siegfried, von der Situation Deutschlands nach der Wiedervereinigung. Wichtig ist dabei nur, daß die vorgegebene formale
Situation (das formale Milieu) bei jeder Künstlerin einen eigenen künstlerischen Ablauf auslöst, der sich innerhalb des
Gesamtkonzepts behauptet. Es wird nicht erwartet, daß das vorgegebene Material (Deutschland, Wagner, Nibelungenlied etc.)
illustriert, bloß zitiert oder ihm eine spekulative Meinung übergestülpt wird. Das Ereignis erhält seine Spannung dadurch, daß
jede Performerin auf ihrer eigenen künstlerischen Vorgehensweise besteht, auf ihre eigene künstlerische Kraft vertraut und sich
in einem vorgegebenen und sich im Ablauf ereignenden Kraftfeld (in einem formalen und inhaltlichen Milieu) behauptet. Jede
Künstlerin bringt ihr eigenes Milieu mit, und bezieht sich rhythmisch auf das Gesamtmilieu. Rhythmus verstanden als Bewußtsein
von Milieus untereinander (z.B. hat das Milieu "Flugzeug" je einen eigenen Rhythmus zum Milieu Erde und zum Milieu Luft und findet
einen eigenen Rhythmus um von einem Milieu ins andere zu wechseln). Aus diesem eigenen Milieu sind Bezugnahmen (Rhythmen) auf
Wagner, Deutschland, das Nibelungenlied etc. ebenso wie Bezüge (Rhythmen) zu den Mit-Milieus der anderen Performerinnen möglich,
ohne auf das eigene Milieu zu verzichten oder es in irgendeiner Weise zu beschädigen. Das positive Wissen um die Gesamtsituation
(Raum, Zeitablauf, Nibelungen und Deutschland, Wagner) und die einzelnen Performances (Milieus) schafft von sich aus bereits die
verschiedensten, auch minimalsten Bezüge und Verbindungen (Rhythmen). Dies hat nichts zu tun mit Reduzierung - auch der Begriff
"Rücksicht" ist zu defensiv und nach hinten gerichtet - es ist lediglich als Zulassen zu verstehen.
Siegfrieds Tod (7. Düsseldorf)
27. Oktober 1993, Muffathalle München, Zellstr. 4 (YouTube 9:57 Minuten)
Siegfrieds Tod (7. Düsseldorf) ist der letzte Teil der Theaterproduktion
Siegfrieds Tod, Das Nibelungen & Deutschland Projekt (III - 2) von Alexeij Sagerer,
mit Silvia Ziranek (London), Hannah Frenzel (Berlin), Sieglinde Kallnbach (Kassel), Regina Frank (Berlin),
Jana Haimsohn (New York), Nina Hoffmann (Berlin), Natalia Pschenitschnikowa (Moskau / Berlin).
(Kamera: Christoph Wirsing)
Die 7 Performerinnen
Silvia Ziranek:
THE NEVER MERE MOTIF
Silvia Ziraneks Auseinandersetzung mit SIEGFRIEDS TOD verfolgt u.a. die Spur Richard Wagner: "MY PERFORMANCE IS A
PERSONAL DESCRIPTION AND CELEBRATION, BOTH VISIUAL AND VERBAL, OF ONE PERSON'S CRITICAL ENJOYMENT OF - AND INDULGENCE IN
- INDIVIDUALITY: CHOICE OF ATTITUDES, WAY OF LIFE, METHODS, MANNERS, REPETITION, COLOURS, TIMING, SCALE, FOOTWEAR AND
FOOD." Sie bringt Wagner-Musik in Spannung zu Pop-Musik, macht Texte von Wagner zum Material ihrer Performance, macht sie
über Megaphon hörbar.
Texte (meist eigene) haben schon immer in Silvia Ziraneks Performances eine wichtige Rolle gespielt, aber auch der üppige
Umgang mit bunten, skurrilen oder überdimensionierten Gegenständen und Objekten ist kennzeichnend für ihre Arbeit. Ein
Markenzeichen ist dabei die Farbe Pink, die in all ihren Installationen und Performances auftaucht, sei es als kleiner
Farbtupfer oder als rosa Gesamtinstallation wie bei INTERNATIONAL WITH LIPSTICK, Anthony Reynolds Gallery, London, 1986
oder bei I LOST MY SOLE TO ROCK 'N ROLES, Goldsmith College, London 1976.
Weitere zentrale Themen bzw. Elemente in ihren Arbeiten sind "Leben und Kunst", "Leidenschaft", "Liebe und Geld",
"Essen".
Silvia Ziranek will ihre Installationen und Performances durchaus als Vergnügen verstanden wissen: "THERE IS TOO MUCH
SENSE IN SAUCEPANS AND NOT ENOUGH AMUSEMENT" schreibt sie über ihre 1990 in der WSCAD's art gallery in Farnham gezeigte
Performance ICI VILLA MOI mit überdimensionierten schweren Kasserollen (saucepans).
Silvia Ziraneks Arbeiten sind exzentrisch, glamourös, glitzernd; sie selbst stellt sich bravourös in den Mittelpunkt
ihrer Performances, ohne falsche Scheu vor Konsumkitsch, Popkultur, etc.
Silvia Ziranek lebt und arbeitet in London.
Eine weitere Auswahl ihrer Arbeiten:
PHOTOS AND OTHER FEMALES, "B" 2 Wapping, London 1983.
OH BONJOUR DARLING (WHAT A STILETTO GHETTO), Air Gallery, London 1988.
BORN TO SHOP, Laing Galllery, Newcastle 1986.
VERY FOOD (THE BOOK), published by Bookworks 1987.
ONE TRIES TO LOOK ART, Das Gläserne U-Boot, Österreich 1988.
SOMEWHERE IN SAUCEDOM, Southampton Art Gallery 1989.
Hanna Frenzel:
CHRONOS
Hanna Frenzels Arbeit für SIEGFRIEDS TOD ist eine in ihrem Schaffen immer wiederkehrende Auseinandersetzung mit
Begrenzungen, Eingrenzungen, die sie auch bei ihrer Performance CHRONOS dem eigenen Körper auferlegt. Hanna Frenzel
erstarrt in einem lebensgroßen Reagenzglas zur Salzsäule; sie läßt sich mit 200 kg Salz zuschütten, wird zur lebenden
Salz-Sanduhr. Hanna Frenzel paraphrasiert damit die Geschichte der zur Salzsäule erstarrten Frau den Lot und verleiht
ihr eine andere Bedeutung. Das Salz rinnt über sie, droht sie zu ersticken und gibt sie schließlich wieder frei.
Ihr Performance-Debüt hatte Hanna Frenzel 1979 beim Performance-Festival im Lenbachhaus, München. Für ihre erste
Performance benutzte sie eine schwarz-silbrig glänzende Folie, in die sie verpackt war. Durch Bewegung enstanden lebende
Skulpturen: BEWEGUNG IN PLASTIK, 1979. Wenig später verlgte sie ihre Aktionen unter Wasser: AQUAMOVING, 1979, dann in
einen mit Luft gefüllten Ballon: AIRMOVING, 1981. Danach finden ihre Aktionen auf mit Folie bespanntem Rahmen statt, 3
bis 5 m hoch frei im Raum schwebend: UNDER PRESSURE, 1983.
Hanna Frenzel benutzt anfangs Film und Video, um ihre Aktionen zu dokumentieren, beginnt aber bald, darüberhinaus mit
den Möglichkeiten der Technik absichtlich bestimmte Effekte zu überzeichnen, um dadurch einen stärkeren Ausdruck zu
erreichen. Fotos, Collagen und Installationen gehen aus ihren Aktionen hervor.
Geboren 1957 in Frankfurt/M., lebt sie in Berlin. Lehre als Lithographin, Studium an der Kunstakademie München.
Beteiligung an zahlreichen Performance- und Videoausstellungen, u.a. in Berlin, München, Basel, Kopenhagen und Istanbul.
Auswahl ab 1985:
ALLES UND NOCH VIEL MEHR, Kunstmuseum Bern.
GRENZÜBERSCHREITUNG, Börse Wuppertal.
DAS SELBSTPORTRAIT IM ZEITALTER DER PHOTOGRAPHIE, AdK Berlin.
AN INTERNATIONAL SEMINAR OF ARTS, Warschau.
KUNSTSTÜCKE FARBE, Berlin.
TONIGHT, München 1988.
IN DER TINTE, Berlin 1989.
ZEITRÄUME, Oldenburg 1990.
Siglinde Kallnbach:
DEUTSCHLAND DEN DEUTSCHEN
Seit 1988 sind DEUTSCHLANDPERFORMANCES ein Schwerpunkt ihrer Arbeit: u.a. ZWEITER JUDENFREIER VIEHMARKT IN HOFGEISMAR
am 24.4.1993 auf dem Marktplatz von Hofgeismar bei Kassel oder ihre jüngste Installation FREMDENFREUDE II vom
1.9. - 3.10.93 in der Schaufenstergalerie Kassel, wo sich Siglinde Kallnbach mit dem Phänomen des Neofaschismus und dem
Aufmarsch junger Rechtsextremer am 14. August 93 in Fulda auseinandersetzt. Siglinde Kallnbachs Installationen und
Performances provozieren und verstören, die Reaktionen sind heftig und reichen von der Zerstörung der Installation
(wie vor kurzem in der Schausfenstergalerie Kassel, aus der man überdies einige NS-Devotionalien - made in Kassel 1993! -
entwendete) über Beschimpfungen und Morddrohungen bis zu abstrusen Gerichtsverhandlungen.
"Wut ist sicher keine Kategorie der Erkenntnis, aber eine der Balancierung der Lebensenergien. Es gibt Rituale der Wut:
den Wutausbruch, den Wutschrei, und es gibt eine Ästhetik der Wut: das Wüste, Krude, Maßlose". (Georg Bussmann, Katalog
zur Ausstellung "Todesmasken für v.Gogh" 1991 von Siglinde Kallnbach).
Siglinde Kallbach lebt und arbeitet in Kassel. Installationen, Performances, Multimedia, Aktionen, Zeichnungen.
Arbeitsaufenthalte in verschiedenen Ländern Europas, Asiens, Ozeaniens und in Australien.
Auswahl weiterer Arbeiten:
VEREHRUNG EINES VERBRANNTEN WASSERFALLS, Kassel 1982.
LE(I)NE Performance mit Affen an zwei Schausplätzen, Abschlußperformance des Studiums an der Hochschule
für bildende Kunst, Kassel 1983.
DIE UNGEHEUERLICHKEIT I, Fulda 1984.
GRIMMAGE eine Hommage an die Brüder Grimm, Hanau 1985.
Ausstellung in Art Space, Koshienguchi Nishinomiya, Hyogo Japan, 1988.
NACHRICHTEN FÜR GORBATSCHOW I, Bonn/Kassel 1989.
Performance in HEAVEN'S DOOR, Tokyo 1990.
Regina Frank:
DIE KÜNSTLERIN IST ANWESEND, UMZÜGE
Regina Frank ("Atmosphärische") Konzeptbeschreibung, New York, 9. Oktober 1993:
"Umzüge" - innere und äußere Bewegung, umziehen (Veränderung als Zwischenstadium): die deutsche Situation. Alles im
Aufbruch, vor dem Zusammenbruch? Es zieht um, es züngelt: ein "anpassen" an neue Verhältnisse, Deutschland in Bewegung.
Die Kleinstaaterei hat endgültig ihr Ende. - Man möchte Löcherstopfen, ein schlechtes Gewissen zunähen, sich Träume
sticken und darin davonlaufen:
Mein Deutschland hinkt sich gebrochen zum nächsten Nest. Zeitlupengeschwind stürtzt Adler mit verklebten Flügeln ins
Ungewisse. Ungehaltenes Bedürfnis nach Schutzkleidung bei leichtfröstelndem Oberkörper. Ein Zahnschmerz mit ungewaschenem
Herzen; miefige Bieridylle als Keim für ein deutschdenkendes Hirnbluten. Ein Ausreißen der inneren Wurzeln. Eine
kackbraune Lachmaske unter goldenem Deckmäntelchen. Eine langsame Bewegung geht gegen die rasende Geschwindigkeit der
Zeit."
Regina Frank stellt alle ihre Arbeiten unter den Titel "Die KünstlerIn ist anwesend". "KünstlerIn" ist der von ihr
gewählte Begriff für ein Sein, welches vor allem durch aufmerksame Wahrnehmung bestimmt ist, aus der Denken und Handeln
hervorgehen. Wahrzunehmen und wahrgenommen werden heißt für Regina Frank anwesend sein. Hieraus ergibt sich, daß viele
ihrer Arbeiten sich auf den mehr oder weniger öffentlichen Raum beziehen, z.B. die Installation BUNDESRATUFER im Bonner
Bundesrat und am Berliner Bundesratufer. ZUR VIRTUALITÄT DER KOEXISTENZ ODER: WIE FINDE ICH MEINEN TYP? realisierte
Regina Frank zusammen mit Eva Grubinger in den Thermen am Europacenter in Berlin. Das jüngste Projekt findet im
September/Oktober 1993 in einem Schaufenster des New Museum of Contemporary Art in New York statt: THE ARTIST IS
PRESENT - L'ADIEU. Regina Frank bestickt 28 Tage lang täglich 6 Stunden ein weißes Seidenkleid, umgeben von 7 Schalen,
gefüllt mit Reis und 100.000 Perlen. Auf der Schaufensterscheibe erscheint jeden Tag der Durchschnittslohn der
Bekleidungsindustrie aus einem anderen Land. Um die Kaufkraft des täglich geringer werdenden Lohns aus 28 Ländern
persönlich zu erfahren, erwirbt Regina Frank täglich Brot und Blumen zum landestypischen Preis, die sich im Fenster
ansammeln und vergehen.
Regina Franks Arbeiten sind geprägt von großer inhaltlicher Dichte und Fülle. Sie entwickelt kontinuierlich eine
Arbeitsweise weiter, die sich immer stärker an ihrem früheren Beruf orientiert: das in der Schneiderlehre erfahrene
"know how and what" wird immer mehr auseinandergenommen, zerstückelt und zerstört, wobei sich die obskursten Wandkleider
und Objekte ergeben. Spiegelungen seelischer Verfassungen, die sich in Stoffen vernäht, verstickt, verknüpft, verknotet,
bedruckt und gepresst wiederfinden lassen.
Geboren 1965 in Meßkirch am Bodensee; nach einer Haute Couture Schneiderlehre Studium an der Kunsthochschule Berlin.
Zusammenarbeit mit verschiedenen Künstler/innen, z. B. "Bundesratufer" mit Marina Abramovic, Berlin, "Chess Pieces"
mit John Cage, New York, u. a.
Jana Haimsohn:
DARE
Jana Haimsohn (current statement of performance-in-progress):
"This performance will explore literal and abstract use of, and interplay between voice, movement, vocalization, rhythms,
dance, language, gesture...
I will work improvisationally with material I have created, attempting to extend territories and limits by maintaining
concentration on the details of the activity at hand, following each impulse to its creative conclusion or metamorphosis.
It is an exercise in care or attention to integrity of each step, with a challenge towards abandon, (wild or subtle) and
cohesiverces (reunifying) of otherwise disconnected internal vital parts and bodies, which in response to looming,
present and historical stimuli and experiences, often tend to be held in a compartmentalized fragmented socialized stance
of reactionary control, circumscribing / imprisoning the spirit."
Jana Haimsohn, "die Frau der Körper- und Stimmexzesse", tritt überwiegend als Solokünstlerin auf, arbeitet aber auch mit
Jazz-Musikern zusammen, z.B. Don Cherry, Don Pullen, Mal Waldron, Ed Blackwell u.a. Ihr Performance-Material umfaßt Tanz,
Stimme, Musik, Perkussion, Text, Töne...Sie hat eine eigene Ausdrucksform entwickelt, sie folgt keinen Vorbildern oder
bekannten, wiederholbaren Formen. Bewegung und Stimme gehören bei ihr zusammen, beeinflussen sich: ihr Körper treibt die
Klänge voran, und der Klang bringt Bewegung hervor. Ihre Auftritte bei Internationalen Festivals sind mittlerweile zu
Höhepunkten geworden: "Urschreie, ein Feuerwerk an Stimmakrobatik, dazu vibrierender Tanz, Pantomime, Clowneskes, Poesie
und Silbenspiele." (NRZ, 20.10.89) "Körperlich, direkt, total, umfassend, spannend, energiegeladen - das sind nur einige
Begriffe, die zur Veranschaulichung dieser Performance herangezogen werden müssen. Jana Haimsohn ist ein körperliches
perpetuum mobile. Das Publikum war hingerissen." (Hannoversche Zeitung, 12. 3. 91)
Geboren 1952 in New York. Tanzausbildung und African Drumming u.a. bei American Ballet Theatre, Joffrey, Merce Cunningham,
Paul Sanasardo, Youssouf Koumbassa, Marie Basse, Malang Bayo, Djoniba Mouflet, Epizo Bangoura, M'Bewe Escobar, Pat
Hall-Smith, Jean Leon Destiné, Ligia Beretto, Andarra Rahman, Bernardine Jennings, Judith Samuel Rock, Amadou Boly Ndiaye,
Diarra M'Bemba Bangoura. Gesangsausbildung u.a. bei Joan Lader, Ray Evans Harrell, Joyce Bryant.
Teilnahme an zahlreichen internationalen Festivals in USA, Canada und Europa. Auswahl: USArts, Berlin 1993. Steirischer
Herbst, Graz 1992. 2. Internationales Komponistinnen Festival, Kassel 1991. Int. Musikfestival Lauschangriff 2,
Hannover 1987. Cleveland Public Theatre Performance Art Festival, Cleveland Ohio 1991. New Music America, Miami 1989.
The Kitchen, New York 1982.
Nina Hoffmann:
OHNE TITEL
Seit mehreren Jahren bevölkern Hunde, Hirsche, Fische die Arbeiten von Nina Hoffmann. Das Tier ist bei Nina Hoffmann
aber nicht nur Objekt. Für die Künstlerin sind die Bereiche der Natur und des Menschen keineswegs voneinander getrennt.
Sie untersucht in ihren Arbeiten die Kraft bestimmter Formen, Farben, Figuren, Materialien. In ihren Performances setzt
sie sich mit diesen Elementen räumlich-körperlich auseinander. In ihrem Projekt zu SIEGFRIEDS TOD macht sie sich mit
heißem Wachs zur Kunstfigur und bügelt sich schmerzhaft(?) zurück.
Geboren 1948 im ehemaligen Jugoslawien. Studium der freien Malerei an der Akademie der bildenden Künste, München.
Lebt in Berlin.
Installationen und Objekte, u.a.:
DIE BEFREIUNG DER HIRSCHE, Galerie Schneider, Frankfurt 1992.
DAS GLEICHGEWICHT DER HIRSCHE, Museum of Contemporary Art, Sydney 1992.
LE MONDE CRITIQUE, Kunstverein, Hamburg 1991.
CECI N'EST PAS UNE SCULPTURE, Galerie Mosel und Tschechow, München 1990.
DIE ANTI-NEW YORK -PLÄNE, Kunstverein, München 1989.
Zusammenarbeit mit Alexeij Sagerer u.a. DER GELBE HUND BETRITT DEN TEMPEL
Maiandacht. Die Letzte. 1991.
Performances u.a.:
NATURE MORTE I, Tage des experimentellen Theaters, München 1988.
NATURE MORTE II, Theaterhallen Dachauerstraße, München 1988.
NATURE MORTE - HIRN HIRSCH Künstlerwerkstatt Lothringerstraße, München 1987.
DER LETZTE HIRSCH, Sterischer Herbst, Graz 1984.
Natalia Pschenitschnikowa:
LUNGENMUSIK
Siegfried, den Vögeln lauschend, schnitzt sich vor Fafners Höhle eine Flöte, doch "das tönt nicht recht". So nimmt er sein
silbernes Horn und weckt damit den Riesen. "Da hätte mein Lied mir was Liebes erblasen."
Natalia Pschenitschnikowa ist eine Künstlerin des Atmens. Flötentöne der "unerhörten" Art entringen sich den verschiedenen
Instrumenten der Moskauer Musikerin, die nicht nur den Kanon klassischer Blastechniken meisterhaft beherrscht, sondern
auch in der experimentellen Erforschung der Klangpotentiale alter und neuer Blasinstrumente eine avancierte Position
einnimmt. Ihre Instrumente: Travers-, Quer-, Piccolo- und Baßflöte, Industrieschrott, Röhren, Steine, Schläuche,
Vogelkäfige, abgesägte Orgelpfeifen und alles andere, in was sich pusten läßt. Und nicht zuletzt: ihr eigener Körper,
ihr Mund, ihre Stimme. Gesang, Geflüster, Geschrei verschmelzen mit den Überblas- und Obertontechniken des Flötenspiels
zu einer mehrstimmigen Atemmaschine.
Solche Lungenmusik aus Rußland wird auf unheimlich ironische Art "heimisch" im deutschen, im germanischen Heldenmythos.
Liefert doch dieser die sprachliche Einlaßstelle, jenen feinen und zufälligen Riß, der noch in jedes mythische Bollwerk
zu treiben ist. Eine elementare Manipulation am Wort, am Namen, nämlich sein Zerschneiden, genügt! Und wie es der grausame
Spott der Sprache nun einmal will, so sind es gerade die Träger dieses Namens, die sich aufs Zerschneiden am besten
verstehen. Das Schwert der Nibe/Lungen fährt durch sie selbst.
Religions- und sprachhistorische Forschungen gehen davon aus, daß archaische Opferhandlungen begleitet waren von
sprachlichen Manipultaionen an heiligen Texten, an Tabuwörtern, an den Namen mythischer Welt- und Kulturschöpfer.
So, wie sie den geopferten Körper zerteilten, so "zerteilten" die Priester auch das von ihnen gesungene, gehauchte,
gestöhnte Wort, um es in neue Formen zu binden - ein Akt ritueller Wiederholung der Weltschöpfung. LUNGENMUSIK: die
zeitgenössische musikalische Performance wird zum Spiegel archaischer Riten, aber zu einem Spiegel, der verzerrt, der
"nicht mehr richtig funktioniert". In das Fest des Atmens, dieses Grund-Akts sowohl von Ekstase- als auch von
Meditationspraktiken, ist von vornherein der technische Unfall der Sprache eingeschrieben. (Günter Hirt/Natalia
Pschenitschnikowa)
Natalia Pschenitschnikowa ist in Moskau geboren und aufgewachsen. Mitbegründerin der Moskauer Festivals der Musik des
20. Jahrhunderts ALTERNATIVA - ? 1988.
Teilnahme an verschiedenen Festivals u.a.:
1. Internationales Jazzfestival, Huddersfield Contemporary Music-Festival 1990, Festival Sofia Gubaidulina, Bochum 1991,
Eine Musiknacht für Sofia Gubaidulina zum 60. Geburtstag, Hamburg 1991, Festival Sprach-Ton-Art, Berlin 1992, Helsinki
International Flute Festival 1993, Projekte mit anderen Künstlern u. a.: "Homelessensemble" mit Hiroaki Konshugu,
Joao Guimaraes, Yung Kyung Lee, Daisaku Nagai, Suguru Goto, Celio Vasconcellos, Martin Supper, "PeNa Intime Musik"
mit Peter Mahajdik, "Collage von Wirklichkeit" mit Anna Ikramowa, "Lenin in Zürich" mit William Cody.
25 Jahre "Siegfrieds Tod" in der Muffathalle
Zum 25 jährigen Jubiläum des Muffatwerkes 2018 machen wir auf Vimeo den Theaterfilm Siegfrieds Tod zum ersten Mal in
voller Länge öffentlich zugänglich.
DIE SYNCHRONISATOREN
Filmproduktionen für den VierVideoTurm 1985 bis 1996
Der VierVideoTurm
Eine Theatermaschine von Alexeij Sagerer seit 1985
NIBELUNGEN & DEUTSCHLAND PROJEKT
Theaterproduktion in 11 Teilen (12.02.1992 31.12.1998)
SEITEN - ABSPANN
Lust auf proT - proTshortcuts auf YouTube
proT-shortcuts auf YouTube sind intensive Film-Ausschnitte von oder mit proT:
Theaterdokumentationen, live-film, Unmittelbarer Film ... oder kurze proT-Filme wie Film-Comics,
Vorfilme, Werbefilme ...
proT auf YouTube: proTshortcuts
Inzwischen über 170.000 Views angeführt von den 4 FAVORITES mit je über 10.000 Aufrufen:
Tanz in die Lederhose: 25.799 Views, Vorfilm für Voressen: 17.392 Views,
Frau in Rot: 13.852 Views und Ottfried Fischer hustet Alexeij Sagerer: 10.165 Views.
(Stand 14.05.2024) und siehe auch Rote Wärmflasche tanzt auf Platz 5 mit überraschenden
8165 Aufrufen, Maiandacht mit 7742 Views, Erste Bierrede zur Kunst mit 5263 Views ...
Werkverzeichnis I
Alexeij Sagerer, proT — Produktionen
Werkverzeichnis II
Alexeij Sagerer, proT — Festivals, Ausstellungen, Screenings, Beteiligungen, Auszeichnungen, öffentliche Ankäufe (Auswahl)
Werkverzeichnis V
über Alexeij Sagerer, proT — Literatur und Presse (Auswahl)
FILMPRODUKTIONEN
ab 1969 bis jetzt
DIE SYNCHRONISATOREN
Filmproduktionen für den VierVideoTurm 1985 bis 1996
THEATERDOKUMENTATIONEN
ab 1969 bis jetzt
proT jetzt!
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