Das Kunst-, Film- und Theaterprojekt
Küssende Fernseher
1983 / 1987 / 1987 / 1989
 

 
Obwohl die Produktion "Küssende Fernseher" eine eigenständige Komposition ist, die den "Vorwurf auf den Tieger von Äschnapur Unendlich" nicht im Titel führt, entsteht sie im Umfeld der phantastischen Vorstellungen "Der Tieger von Äschnapur Unendlich" und "Die Vorwürfe auf den Tieger von Äschnapur Unendlich".

 
24. Dezember 1983, München, Dachauerstr. 128, Halle 22, 22:00 Uhr. "Küssende Fernseher" wird zum ersten Mal realisiert.
In einer 400 qm großen und 10 m hohen Halle hängen, stehen und liegen mindestens 30 Fernsehapparate. Nach einer festgelegten Choreographie produzieren die Apparate Bilder, tönen, schwingen, pendeln, fallen herunter, implodieren. Die Live-Töne von drei Fernsehprogrammen mischen sich, wachsen aus einer vorproduzierten proT-eigenen Musik, mischen sich mit der proT-Musik, stehen allein da, brechen ab und kommen wieder.
 

 
Seit 1979 gibt es die Auseinandersetzung mit der Vorstellung eines "Tieger von Äschnapur Unendlich" und gleichzeitig eine Vorstellung von "Vorwürfen" auf diesen Tieger. Die ersten mehrmals gezeigten Produktionen, die daraus entstehen, sind Münchner Volkstheater (1980) und Zahltag der Angst (1981). Mit diesen Produktionen beginnt auch die Auseinandersetzung mit Video und dadurch gleichzeitig die Auseinandersetzung mit Fernsehapparaten. Küssende Fernseher begreift die Fernsehapparate als "lebende" Skulpturen. Küssende Fernseher ist nur in grossen Hallen möglich und wird für jeden Ort neu und einmalig hergestellt. Die Dauer der Aufführungen liegt zwischen 35 und 50 Minuten.
 
1987 ist das proT zur documenta 8 eingeladen. Dafür wird Küssende Fernseher am 10. Juli 1987 in Kassel erneut hergestellt. Bis heute gibt es vier Aufführungen von Küssende Fernseher.
 

 
 
INGRID SEIDENFADEN, Abendzeitung, 27. Dezember 1983
Explosives Mattscheiben-Ballett
DachauerStraße: Sagerers "Küssende Fernseher"
 
Im dunklen Ziegelwand-Schuppen an der Dachauer Straße, einem von der Bundeswehr (zugunsten pflegeleichter Neubauten) verlassenen Stall, leuchtete fremd, kaltweis und wundersam das Licht von einem runden Dutzend Schwarzweiß-Fernsehern. Am Heiligen Abend präsentierten Alexeij Sagerer und sein proT-Ensemble ihr Medienspektakel "Küssende Fernseher".
 
Einzelne Lichter in der verlassenen Schuppenstadt an der Dachauer Straße: Der Zirkus "Atlas" (angenehme Erinnerung ans vergangene Theaterfestival) schlug hier mit Mensch und Tier sein Winterquartier auf. Aus Autos winden sich vermummte Menschen - reichlich hundert mögen es sein, viele bekannte Gesichter -, drängen sich in die Halle, wo die Fernseher fern und schwerelos von der Decke baumeln. Sie machen, bei vier laufenden Programmen, ihr eigenes Medienlicht. Sie schweben, plappern, rastern unartig, singen, predigen. Durcheinander, übereinander, nach allen vier Himmelsrichtungen, vermischt mit schriller, dann zarter werdender proT-Musik.
 
Das sind keine laufenden Programme mehr, an denen man sich festhalten, denen man (mit der Dabei-sein-Illusion) beiwohnen kann. Das Medium hat sich auf so irreale wie wahnsinnige Weise selbständig gemacht: Die da, an der Wand lang, hin- und hinaufstarren, wirken wie ein inneraustralischer Eingeborenenstamm, der ein fremdes, beängstigendes Wunder bestaunt. Indes die daheim einfach einschalten, Du sagen zu ihrer Mattscheibe.
 
Sagerer hat den TV-Alltag kunstvoll verfremdet, benutzt die Apparate als Akteure. Arm, weil sie nichts sind ohne Fütterung, wundersam, wenn man sie nicht versteht. Berühren (küssen - welch altmodisches Wort) können sie sich nur durch Menschenkraft. Und wenn sie sich richtig anfassen wollen - dann explodieren sie. Gewalt ist im Spiel, furchtbare Energien: küssen unmöglich. Dies die metaphorische Pointe. Nach dem Kunstknall war man erleichtert, bekannte Gesichter zu sehen, Menschen noch begrüßen zu können ...
 

 
 
Küssende Fernseher - die vier Aufführungen:
 
proT, Halle 22 (spätere Negerhalle), Dachauerstr. 128, München
Schwinger: Cornelie Müller, Franz Lenniger; Technik: Alexeij Sagerer
24. Dezember 1983, 22:00 Uhr
 
documenta 8, Reihe "Technik und Medien", Renthof, Kassel
S: Werner Eckl, Franz Lenniger, Werner Prökel; T: Alexeij Sagerer
10. Juli 1987, 18:00 Uhr
 
2. Münchner Combinale, Alamabahalle, Schleißheimerstrasse 418, München
S: Werner Eckl, Franz Lenniger, Werner Prökel, Ossi Oswald; T: Alexeij Sagerer
12. Dezember 1987, 20:30 Uhr
 
Die letzten 10 Tage - Festival der Sinne, Negerhalle, Dachauerstrasse 128, München
S: Marc Parisotto, Frieder Kahlert, Andreas Tröger, Franz Lenniger; T: Alexeij Sagerer
24. März 1989, 21:00 Uhr
 
Ingrid Seidenfaden, Abendzeitung, 27. Dezember 1983
Explosives Mattscheiben-Ballett

Küssende Fernseher, 24. Dezember 1983
Halle 22 (spätere Negerhalle), Dachauerstr. 128, München
 
Ulf Poschardt, Süddeutsche Zeitung, 15. Dezember 1987
proT und die anderen

Küssende Fernseher, 12. Dezember 1987
2. Münchner Combinale, Alamabahalle, Schleißheimerstrasse 418
 
 

 
 
Küssende Fernseher
 
Küssende Fernseher
 
Küssende Fernseher
 
auf proT

Küssende Fernseher

- proT auf der documenta 8, 10.07.1987
"documenta 8 live - Performances auf der documenta 8 Kassel 1987" (3:30 Min)
 

 
Küssende Fernseher von Alexeij Sagerer bei der documenta 8, Reihe "Technik und Medien", Renthof, Kassel. In einer 400 qm großen und 10 m hohen Halle hängen, stehen und liegen 40 Fernsehapparate. Nach einer festgelegten Choreographie produzieren die Apparate ihre Bilder, tönen, schwingen, pendeln, fallen und implodieren. Die Öffnung der Guckkastenbühne mit Franz Lenniger und Werner Eckl.
 
"documenta 8 live - Performance Aktion Ritual", herausgegeben von Elisabeth Jappe. Ein Film von Thomas Göttemann, Michael Leidenheimer, Knut Schäfer.
Eine Produktion der documenta GmbH mit Unterstützung von SONY Deutschland.
 

Küssende Fernseher - 24.12.1983


TheaterDoku - U-Matic HB - Farbe/Ton - 00:02:30 Std. - Produktion proT 24.12.1983
 
Küssende Fernseher
 
Die TheaterDoku Küssende Fernseher - 24.12.1983 ist ein Ausschnitt aus der Dokumentation der ersten Aufführung von Küssende Fernseher von Alexeij Sagerer am 24. Dezember 1983, 22:00 Uhr im proT, Halle 22, Dachauerstr. 128, München. Schwinger: Cornelie Müller und Franz Lenniger; Technik: Alexeij Sagerer. Kamera: Fips Fischer.
 

Fernsehbilder


Film-Ereignisse - U-Matic Highband - Farbe/Ton - 00:04:47 Std. - proT - 1983/2019
 

 
Die Film-Ereignisse Fernsehbilder ist eine Komposition aus bemalten, implodierenden, brennenden Fernsehern gefilmt auf weitem Feld mit einer professionellen Kamera auf Stativ in festen Einstellungen mit Originalton. Die einzelnen Film-Ereignisse sind gedreht für Münchner Volkstheater Einspielband. Die Komposition Fernsehbilder wird 1983 für das Festival "Videoart Locarno" geschnitten und hat dort am 02. August 1983 Premiere. Da die Fassung von 1983 technische Schwierigkeiten hat, werden die Film-Ereignisse Fernsehbilder 2019 aus dem bestehenden Material neu hergestellt. In dieser Fassung sind sie hier zu sehen. Kamera: Fips Fischer. Ein Film von Alexeij Sagerer.
 
 
Münchner VT Fernseher
 

Der 1. Kuss


Film-Ereignisse - U-Matic Highband - Farbe/Ton - 00:00:20 Std. - Produktion proT - 1980
 
Küssende Fernseher
 
Die Film-Ereignisse Der 1. Kuss ist die erste Implosion eines Fernsehers gefilmt auf weitem Feld mit einer professionellen Kamera auf Stativ in einer festen Einstellung mit Originalton. Kamera: Fips Fischer. Ein Film von Alexeij Sagerer.
 
 

Ausstellung 2021


"Pop Punk Politik - Die 1980er Jahre in München"
"Küssende Fernseher" (1987, documenta 8) von Alexeij Sagerer
Präsentation in der Ausstellung
Monacensia, Stadtarchiv München, 30. April 2021 - 31. Januar 2022
 
Monacensia Küssende Fernseher
 
Der Tieger von Äschnapur

Die Vorwürfe auf Der Tieger von Äschnapur Unendlich 1979 - 1985


 
 

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